Österreichische Tabakhändler fordern Nikotinmonopolgesetz

1735290896 Austrian tobacco retailers

Während die Europäische Union den Tabakkonsum bis 2040 deutlich reduzieren will, befürchten österreichische Tabakhändler, auch als Trafikanten bekannt, den Verlust ihrer Haupteinnahmequelle. Als Reaktion darauf fordern sie ein neues Gesetz, das den Verkauf von E-Zigaretten und Nikotinbeuteln ausschließlich auf ihre Geschäfte beschränken würde.

Otmar Schwarzenbohler, der Vorsitzende der niederösterreichischen Tabakhändlervereinigung, merkt an, dass zwar die Zahl der Raucher in Österreich zurückgeht, sich aber immer mehr Menschen neuartigen Nikotinprodukten wie Nikotinbeuteln und E-Zigaretten zuwenden. „Besonders jüngere Menschen wechseln von Zigaretten zu diesen Produkten“, sagt er. „Daher sind sie ein Rauchersatzprodukt und gehören in die Trafik.“

Derzeit haben Österreichs mehr als 4.500 Tabakgeschäfte, davon 1.000 in Niederösterreich, nur ein Monopol auf Tabakprodukte, die 70 Prozent ihres Geschäfts ausmachen. Neuartige Nikotinprodukte fallen nicht unter dieses Monopol und können überall verkauft werden. Schwarzenbohler kritisiert die aktuelle Situation: „Diese Produkte stehen derzeit in Automaten neben Süßigkeiten, Soletti und Getränken.“

Schwarzenbohler, der selbst eine Trafik in einem St. Pöltener Einkaufszentrum betreibt, argumentiert, dass alle Nikotinprodukte künftig nur in Tabakgeschäften verkauft werden sollten. „Das Tabakgesetz ist 240 Jahre alt, mit kleinen Änderungen. Jetzt müssen wir es zeitgemäß in ein Nikotingesetz umwandeln“, sagt er.

Der Vorsitzende der Tabakhändler nennt auch den Jugendschutz als Grund für ihre Forderung. In Österreich dürfen Tabakprodukte und verwandte Produkte wie E-Zigaretten, Liquids oder Tabakerhitzer nur an Personen über 18 Jahre verkauft werden. Während Trafiken freiwillig eine Altersgrenze von 18 Jahren für neuartige Nikotinprodukte eingeführt haben, kritisiert Schwarzenbohler, dass Altersbeschränkungen bei Automaten und im Einzelhandel oft nicht ausreichend kontrolliert und durchgesetzt werden.

Die Tabakhändler richten ihre Forderung nach einem Nikotingesetz an die künftige Regierung, mit dem Ziel, die neue Gesetzgebung in das Regierungsprogramm aufzunehmen. Allerdings geht es dabei auch um das wirtschaftliche Überleben vieler Trafikbesitzer. Ohne ein neues Gesetz und bei weiter sinkendem Tabakkonsum schätzt Schwarzenbohler, dass von den 1.000 Trafiken in Niederösterreich – 400 klassische Geschäfte und 600 Verkaufsstellen in Lebensmittelgeschäften – in Zukunft wahrscheinlich nur noch 20 übrig bleiben würden.

„Sie werden verschwinden, weil ihre Existenzgrundlage weg ist. Das muss jedem bewusst sein. Menschen mit Behinderungen, denen durch dieses Sozialprojekt die Möglichkeit gegeben wurde, selbstständig zu leben, werden dann wieder auf der Straße stehen“, warnt Schwarzenbohler.

Trafiken gelten als Sozialprojekt, da freie Geschäfte, wie die Monopolverwaltungsgesellschaft auf ihrer Website informiert, ausschließlich an Personen mit einem Behinderungsgrad von über 50 Prozent vergeben werden. Derzeit betreiben 1.218 Menschen mit Behinderungen österreichweit eine Trafik, was 55 Prozent aller Betreiber ausmacht.

Christian Puchegger, der eine Trafik im St. Pöltener Stadtteil Wagram betreibt, günstig gelegen an der Purkersdorfer Straße, einer wichtigen Pendlerroute, sagt, dass zwar viele Nebenartikel gekauft werden, Tabak aber immer noch „der Frequenz- und Umsatzbringer“ sei – „vorerst“. Er bemerkt, dass immer mehr Stammkunden bereits mit dem Rauchen aufgehört haben und „der Trend bei Tabakprodukten stark rückläufig ist.“

Puchegger setzt sich ebenfalls dafür ein, dass Pouches, E-Zigaretten und Einweg-E-Zigaretten künftig unter das Monopol fallen. „Wir müssen Dinge verkaufen, mit denen wir einen Gewinn machen können. Zum Beispiel laden wir auch Ladekarten für ältere Kunden auf, wo man kaum eine Marge hat. Das kann man nur machen, wenn man Produkte hat, an denen man etwas verdienen kann.“ Ohne ein neues Gesetz wird die Situation nach Pucheggers Einschätzung für viele Tabakhändler „in naher Zukunft sehr kritisch.“

Matthew Ma
Follow