Polen verschiebt Verbot von Einweg-E-Zigaretten inmitten des Anstiegs des Dampfens bei Jugendlichen
Das polnische Gesundheitsministerium hat seine Pläne zum Verbot von Einweg-E-Zigaretten verschoben und sich stattdessen für einen weniger strengen Ansatz entschieden, um die wachsende „Plage“ unter Teenagern anzugehen. Diese Entscheidung fällt, während Gesundheitsexperten und Kinderrechtsanwälte vor dem alarmierenden Anstieg des Dampfens unter polnischen Jugendlichen warnen.
Ministerium wechselt von Verbot zu Altersbeschränkung
Gesundheitsministerin Izabela Leszczyna beschrieb Einweg-E-Zigaretten mit Geschmack zunächst als „eine Plage“, die durch polnische Schulen fegt. Mit über 100 Millionen verkauften „Einweg-Produkten“ in Polen im letzten Jahr kündigte das Gesundheitsministerium im Februar seine Absicht an, deren Verkauf bis zum Sommer vollständig zu verbieten. Die Regierung ist jedoch nun von diesem harten Kurs abgewichen.
Anstatt ein vollständiges Verbot umzusetzen, schlägt das Ministerium nun vor, das gesetzliche Alter für den Kauf von nikotinfreien E-Zigaretten auf 18 Jahre anzuheben, analog zu den Beschränkungen für nikotinhaltige Produkte. Dieser Politikwechsel hat bei vielen Fragen zur Wirksamkeit aufgeworfen, da Studien zeigen, dass Minderjährige bereits bestehende Altersbeschränkungen leicht umgehen.
Der stellvertretende Gesundheitsminister Wojciech Konieczny hatte sich zuvor für ein strenges Verbot ausgesprochen und erklärte:
„Was Einweg-E-Zigaretten betrifft, kann meiner Meinung nach nur ein Verbot, und zwar ein ziemlich strenges, zum Erfolg führen, denn andernfalls werden die Hersteller nach Schlupflöchern, Mängeln in den Vorschriften suchen, und es wird seine Rolle nicht erfüllen. Ich bin für ein vollständiges Verbot von Einweg-E-Zigaretten.“
Das Ausmaß des Problems
Jüngste Studien zeigen ein besorgniserregendes Bild der E-Zigaretten-Nutzung unter polnischen Jugendlichen:
- Die Polnische Gesellschaft für medizinische Fortschritte „MEDYCYNA XXI“ befragte 1.000 Teenager landesweit:
- Fast ein Drittel der 16-17-Jährigen hatte Kontakt mit Nikotin.
- 57,78% dieser Minderjährigen benutzten zuerst E-Zigaretten, verglichen mit 40,95%, die mit traditionellen Zigaretten begannen.
- Unter den Nikotinkonsumenten dampfen 78,1% regelmäßig.
- 87% der Teenager bevorzugen Frucht- oder Süßgeschmack in ihren E-Zigaretten.
- Die PolNicoYouth-Studie des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit – Nationales Institut für Hygiene befragte über 16.000 junge Menschen aus 200 polnischen weiterführenden Schulen:
- Über 37% der Teenager geben zu, Zigaretten zu rauchen oder E-Zigaretten zu benutzen.
- Fast 44% der Minderjährigen kaufen aromatisierte E-Zigaretten in Geschäften ohne Schwierigkeiten, trotz gesetzlicher Verbote.
Die Kinderrechtsbeauftragte fordert Maßnahmen
Monika Horna-Cieślak, die Kinderrechtsanwältin, hat sich direkt an Ministerin Leszczyna gewandt und Polens Position unter den führenden EU-Ländern beim Konsum von E-Zigaretten durch Jugendliche hervorgehoben:
„Polen gehört zu den führenden Ländern der Europäischen Union, was die erklärte Nutzung von Einwegzigaretten durch Personen unter 18 Jahren betrifft. Jede vierte Person in dieser Altersgruppe erklärt, dass sie diese nutzt. Zwischen 12 und 15 Jahren – nutzen bis zu 25 Prozent der Mädchen und fast 21 Prozent der Jungen diese Produkte.“
Horna-Cieślak argumentiert, dass die aktuellen gesetzlichen Regelungen die Ziele des Gesetzes zum Schutz der Gesundheit vor den Folgen des Tabakkonsums und die im Nationalen Gesundheitsprogramm 2021-2025 umrissenen Richtlinien zur Prävention von Nikotinsucht nicht ausreichend umsetzen.
Marktgegebenheiten und regulatorische Herausforderungen
Das Marktüberwachungszentrum weist darauf hin, dass nikotinfreie E-Zigaretten oder „Nullen“ nur einen kleinen Marktanteil darstellen. Die überwiegende Mehrheit der Verkäufe stammt von nikotinhaltigen Einwegprodukten. Diese Realität deutet darauf hin, dass der neue Vorschlag des Ministeriums möglicherweise nur einen Bruchteil des tatsächlichen Problems angeht.
Erschwerend kommt hinzu, dass über 90 Prozent der in Polen verkauften Einweg-E-Zigaretten Frucht-, Getränke- oder Süßgeschmack aufweisen. Fast alle enthalten Nikotin, und die Mehrheit stammt aus China – einem Land, das den Verkauf von fruchtgeschmackten E-Zigaretten im Inland aufgrund ihrer Attraktivität für Kinder verboten hat.
Ausblick
Während Polen mit dieser gesundheitlichen Herausforderung ringt, werden die kommenden Monate wahrscheinlich weiterhin Debatten über den effektivsten Ansatz zur Eindämmung des Dampfens bei Jugendlichen mit sich bringen. Gesundheitsexperten, politische Entscheidungsträger und Kinderrechtler werden die Auswirkungen der neuen Altersbeschränkungen genau beobachten und könnten umfassendere Maßnahmen fordern, wenn der Trend ungebremst anhält.
Die Reaktion der Regierung auf dieses Problem wird eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Gesundheitslandschaft für die polnische Jugend in den kommenden Jahren spielen.
Quelle: Jednorazowe e-papierosy zostają.